"Kölns erste deutsche Meisterschft"

Geschichte Sportpark Weidenpesch (Stadion/Tribüne)

Idyllischer Weidenpescher Park

 

Im Juli 1903 zog der KFC nach einem Abkommen mit dem Rennverein in den Weidenpescher Park ein. Die Mitglieder griffen zu Hacke, Schaufel, Vorschlaghammer und machten aus dem Gelände hinter der Tribüne des 2. Platzes der Pferderennbahn ein Fußballfeld, das zu Beginn der Saison 1903/04 mit einem Spiel gegen Viktoria Frankfurt eingeweiht wurde.

1909 war die Zahl der Aktiven so groß, dass das bisherige Spielfeld (später als B-Platz bekannt) nicht mehr ausreichte. Nach erneuten Verhandlungen mit dem Rennverein wurde das unter dem Namen A-Platz bekannte Gelände hergerichtet und mit einer Holztribüne und Laufbahn ausgebaut. Eigene Umkleideräume wurden erstellt und zugleich damit das erste eigene Vereinsheim. Am 8. Mai 1909 fand die Eröffnung mit einem Spiel gegen Vitesse Arnheim statt.

Bei Ausbruch des 1. Weltkriegs betrug die Mitgliederzahl 200. Nach Kriegsende setzte ein derartiger Ansturm ein, dass die Zahl auf 1000 anschwoll. Daraufhin pachtete der Verein vom Rennverein den früheren Platz des Reit- und Fahrvereins. Als am 12. August 1922 die Eröffnung mit einem Spiel KSC/KBC gegen den tschechischen Meister Sparta Prag stattfand, da bestaunten Tausende eine Kampfbahn, die jahrzehntelang als die idyllischste Vereinsanlage in Deutschland gepriesen wurde. Prunkstück waren die 1200 Besucher fassende Betontribüne und der original englische Rasen. Wenig später entstand der C-Platz. So waren innerhalb von 19 Jahren aus einem KFC/KSC Platz deren vier geworden, zwei mit einer Tribüne, einer mit Laufbahn.


Viele große Ereignisse haben im Weidenpescher Park stattgefunden. Die beiden herausragenden jedoch waren Endspiele um die deutsche Meisterschaft.

 

21. Mai 1905: Union 92 Berlin – Karlsruhe FV 2:0 vor 3500 Zuschauern.

15. Mai 1910: Karlsruher FV – Holstein Kiel 1:0 nach Verlängerung vor 5000 Zuschauern. Am Spieltag selbst, dem Pfingstsamstag, fuhren die Karlsruher per Holzklasse nach Köln, marschierten sofort vom Bahnhof zum Weidenpescher Park. In der ersten Halbzeit donnerte der Karlsruher Riese Max Breunig, der auch den zu jener Zeit gepflegten Wettbewerb im Fußball-Weitstoß mit 45 Metern als deutscher Rekordhalter anführte, einen Elfmeter gegen die Latte. In der Verlängerung, genau in der 114. Minute, gab es wieder Elfmeter für Karlsruhe. Diesmal knallte Breunig den Strafstoß so wuchtig ein, dass sich Kiels Torwart Friese beim Griff nach dem Ball die Hand verstauchte.

 

Bald nach der Fusion KSC/KCFR 1937 wurden die Stehränge ausgebaut und die Anlage des Ligaplatzes erhielt ein Fassungsvermögen von 16 000 Zuschauern, das 1939 beim Pokalspiel gegen das mit 3:1 siegreiche Wacker Wien voll ausgeschöpft wurde. Im gleichen Jahr mussten jedoch B- und C-Platz wieder an den Rennverein für Stallungen abgegeben werden.


Und wieder kam Krieg. Das Verhältnis zum Rennverein trübte sich zusehends. Berlin Hoppegarten, die große Zentrale des Galoppsports, wurde dem russischen Sektor zugeschrieben, Köln nun die neue Metropole. 1950 musste der A-Platz mit Tribüne und Leichtathletikanlage abgegeben werden, der lange Zeit ebenso gefährdete Ligaplatz blieb letzlich, wenn auch nur als Ascheplatz, erhalten. 1954 wurde in der Bezirkssportanlage Scheibenstraße seitens der Stadt ein Ascheplatz zur Benutzung gebaut.


In 19 Jahren waren aus einem Platz deren vier geworden, in 11 Jahren rückläufig aus deren vier wiederum nur einer. Opfer der Zeit.

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